Mai Tai – der Wolf im Schafspelz
Besonders junge Menschen tendieren immer wieder zu den beliebten Blaumachern wie Mai Tai, Zombie oder Long Island Ice Tea. Sie alle haben eins gemeinsam viel Promille so verpackt, dass man es erst merkt, wenn sich der Kopf anfängt, so richtig schön zu drehen.
Dabei hat besonders der Mai Tai eine lange Geschichte, die in die 40er-Jahre zurückreicht. Er wurde in einer Kultbar kreiert. Wir haben uns dieses Traditionsgetränk mal genauer angeschaut und dabei alten Vorurteilen aufgeräumt und hoffentlich geholfen, eine neue Liebelei zu erwecken.
„Geschüttelt oder Gerührt?“
Das Erfolgsrezept zum Mai Tai
Es gibt natürlich das Originalrezept von Bergeron, aber der 17-jährige Rum, den er damals verwendete, ist heute so nicht mehr zu haben. Allerdings scheiden sich die Geister nicht nur bei der Wahl des Rums, sondern auch bei allen anderen Zutaten des Rezepts.
Der eigentlich sehr simple, aber gehaltvolle Mix birgt so einige Tücken in sich. Diese feinen Nuancen können den Unterschied zu einem nach Alkohol schmeckenden, faden Getränk und dem Cocktail Mai Tai, mit dem man so richtig Eindruck schinden kann.
Crushed Ice oder Eiswürfel? Grand Marnier oder Triple Sec? Frische Limette oder Konzentrat? Mandelsirup oder Mandellikör? Wir haben den Eigentest gemacht und dabei die Leber und den klaren Verstand riskiert. Das Ergebnis teilen wir nun mit euch.
Der Klassiker und Testsieger
Dem Original am nächsten kommt auch heute noch das vom Erfinder Victor J Bergeron. Wir haben uns an alle Vorgaben gehalten (bis auf die Wahl des Rums) und einen frischen, leicht süßen, sehr süffigen Drink als Resultat. So gut, dass wir selbstverständlich zum Abschluss noch mit dem Gewinner angestoßen haben.
Klassischer Mai Tai
Kochutensilien
- 1 Shaker
Zutaten
- 3 cl brauner Rum mindestens 8 Jahre alt
- 3 cl weißer Rum
- 1 cl Triple Sec
- 1 cl Mandellikör Amaretto
- 1 cl Zuckersirup 2 zu eins Zucker und Wasser
- 2 cl limettensaft
- 1 Hand Crushed Ice
- 3 cl Orangensaft
- 2 cl Ananassaft
- 1 Kirsche
- 1 Ananasschale
- Ananasstück
Zubereitung
- Die geschälte Limette in einen Shaker geben, dann mit dem Muddler oder Löffel zerdrücken.
- Jetzt alle anderen Zutaten hinzugeben. Eiswürfel in den Shaker und gut schütteln.
- Jetzt durch ein Sieb in ein Whiskey Tumbler oder Tiki Glas gießen.
- Mit Crushed Ice auffüllen und mit einer süßen Kirsche und Ananasscheibe garnieren.
- Die Kirsche gibt dem Mai Tai den gewünschten Retrolook.
Hinweise
Nährwerte
Das Cocktail Rezept aus der Flasche
Wer sich den Aufwand etwas erleichtern möchte, kann auf den Trader Vic´s Mai Tai Cocktail Fertigmix zurückgreifen. Dieser muss dann nur noch mit Rum und frischer Limette im Shaker zubereitet werden und mit crushed Ice aufgefüllt. Ansonsten ist die Methode und Garnitur die gleiche.
Hier gibt es auch eine große Auswahl an den authentischen Tiki – Gläsern und anderen nützlichen, professionellen Home-Bar Equipment. Viele eher minderwertige Rezepte greifen auf Ananassaft für die fruchtige Note zurück.
Das hat aber wenig mit dem originalen Mai Tai Rezept zu tun und der hohe Zuckeranteil im Saft lässt den Alkohol schneller in den Kopf steigen und kann am Morgen danach übel wehtun.
Der unendliche Streit um den wahren Mai Tai
“Sie sind ein erbärmlicher Haufen von Schurken dafür dass sie meinen Drink kopiert haben. Ich hoffe sie bekommen allesamt die Windpocken!”
Das waren die berühmten Worte des Erfinders vom Mai Tai. Es gab einen langen Rechtsstreit um die Namensgebung und das Originalrezept von Trader Vic. Der Kult-Cocktail hat, wie viele glauben, nichts mit Thailand zu tun. Es handelt sich nicht um einen Rechtschreibfehler bei dem der Bartender das “h” in Thai vergessen hat. Der fruchtig süße Rumgenuss wurde in Kalifornien geboren.
Die Legende besagt, dass Victor Jules Bergeron den Cocktail Mai Tai in seiner Bar kreierte und dann Freunden aus Tahiti kredenzte. Diese waren so begeistert, dass Carrie Ham verzückt “Mai Tai Roa Ae!” gezwitschert haben soll.
Das bedeutet so viel wie: “Das ist ja nicht von dieser Welt!”. Das war für den heute als Trader Vic bekannten Wirt der Anlass für die Taufe für den neuen Cocktail.
Nach seiner Aussage war die Idee für den Mai Tai aus dem Mangel an einem richtig guten Rum-Cocktail geboren. Die 30er-Jahre in Amerika waren durch eine Faszination, mit allem, was exotisch war, geprägt. Tiki Bars schossen wie Pilze überall im Land aus dem Boden.
Urlaub wurde vornehmlich auf Tahiti oder Hawaii gemacht. Das Hawaii-Hemd war von keiner BBQ-Party wegzudenken. Victor dachte sich damals, es müsste ein Cocktail her, der den exotischen Flair hat, aber mehr zu bieten als ein Daiquiri und für Damen wie Herren gleichermaßen passt. Nach seiner Aussage war die Idee für den Mai Tai aus dem Mangel an einem richtig guten Rum-Cocktail geboren.
“Let´s get the Mai Tai story straight!”
In seinem Kochbuch hat Victor J. Bergeron mit seinem größten Mitstreiter um den Titel, Tikki König abgerechnet. Der Geschäftsmann und Abenteurer mit dem Spitznamen Donn Beach machte direkt nach dem Ende der Prohibition seine erste Beachbomber Bar auf.
Hier entwickelte er einen Drink, der dem Mai Tai Cocktail sehr ähnelt oder zumindest ein sehr verwandtes Geschmacksprofil hatte. Nachdem Victor nun in seiner Bar einen riesigen Erfolg mit seinem Mai Tai hatte, beanspruchte Donn das Originalrezept und fügte einen den Mai Tai Swizzle zu seiner Karte hinzu.
Seine Frau bestätigte zwar, dass er diesen Drink schon viel früher als Victor auf seiner Karte hatte, aber erst in den 50er-Jahren wurde er wieder auf der Karte der Beachbomber Bars gefunden.
Somit war er erst 10 Jahre nach der Einführung auf dem Trader Vic´s Bar Menü auf die Karte von Donn gekommen. Dieses Ereignis erboste Victor so sehr, dass er sich öffentlich zu dem Diebstahl des Rezeptes äußerte.
Die oben erwähnten Zitate stammen aus dem Text des von Victor veröffentlichten Kochbuchs zu exotischen Kochrezepten aus dem Pazifikraum. Die derbe Sprache verrät den Frust und Ärger, den Victor auf die Kopien seines Cocktails hatte. Er war zwar auch für viele andere Cocktails und Rezepte verantwortlich, aber das Mai Tai Rezept war es, was ihn auch noch heute auf dem Tiki Thron hält.
Das große Come Back der Glanzjahre
In Deutschland sind die 50er und 60er-Jahre in warmer Erinnerung. Endlich konnten die Menschen wieder in den Urlaub und sich Dinge leisten.
Auch bei uns war die Ananas aus der Dose eine Delikatesse. Mit dem Hauch von exotischen Pazifikinseln konnten auch wir uns ein bisschen die Karibik ins Wohnzimmer oder den Garten holen.
Die 30er und 40er-Jahre waren der Inbegriff von Überfluss und Eleganz. Filme wie “Der große Gatsby” haben diese glorreiche Ära wieder auferstehen lassen. Heute wird wieder mit dem Mai Tai auf der Tanzfläche geswingt. Allerdings geht es bei diesem Mai Tai nicht vorrangig um den Promillegehalt, sondern Klasse und Stil.
Der in Verruf geratene Cocktail mit billigem Rum und Saft aus dem Karton hat mit dem edelen Mai Tai aus den Gründerzeiten nicht mehr viel zu tun. Es ist Zeit, den ursprünglichen Mai Tai wieder neu zu feiern. Ehre, wem Ehre gebührt!